Kürzlich wurde er von der Neuen Zürcher Zeitung als einer der «originellsten und kreativsten Intellektuellen, die die Schweiz in den letzten hundert Jahren hervorgebracht hat» bezeichnet. Er, der umtriebige Denker, der so recht in keine Schublade passt. Lucius Burckhardt (1925–2003) war Ökonom, Soziologe, Theoretiker, Professor, Begründer der Spaziergangswissenschaft, Autor, Redner und Aktivist – und er gilt als Doyen helvetischer Planungskritik. Mit seiner Frau Annemarie Burckhardt-Wackernagel (1930–2012) als Sparringpartnerin hat er über ein halbes Jahrhundert lang die Entwicklung in Architektur und Städtebau kritisch begleitet. Zeitlebens trieb ihn die Frage um, welche Interessen hinter der Planung stehen und wer von deren Entscheidungen profitiert. Er wehrte sich dagegen, dass der motorisierte Verkehr zum alles bestimmenden Faktor wird, propagierte einen partizipativen Ansatz bei der Gestaltung des öffentlichen Raums und setzte sich undogmatisch für heimatschützerische Anliegen ein. Seine Forderung nach einem ressourcenbewussten Bauen brachte er mit dem Begriff des «kleinstmöglichen Eingriffs» auf den Punkt.
Lucius Burckhardt wurde in Davos geboren und hat hier seine Kindheit und Jugend verbracht. Davos ist ein guter Ort, seines 100. Geburtstags zu gedenken – und sich der Aktualität von Burckhardts Positionen gewahr zu werden.